Ausklang

Beste Farbqualität aus Ausgabegeräten herausholen

Ralph Altmann, Marc Altmann

Nach all den Mühen, die richtigen Farbeinstellungen zu treffen, winkt endlich der Lohn in Form eines brillanten Ausdrucks – vielleicht sogar mit Farben, die man auf dem Monitor gar nicht zu sehen bekommt.

Vorweg ein paar Sätze zur billigsten und schnellsten Foto-Verbreitungsmethode. Die Internet-Galerie sehen sich möglicherweise Tausende von Menschen auf Tausenden unterschiedlichen Monitoren an, und niemand weiss, wie und ob diese überhaupt farblich eingestellt sind. Farbmanagement macht hier noch wenig Sinn, zumal die verbreiteten Webbrowser eingebettete Profile nicht lesen können. Die wenigen Ausnahmen wie Safari unter MacOS X nutzt vermutlich nur ein sehr kleiner Anwenderkreis.

Es empfiehlt sich daher, die Bilddateien in einen allgemein verbreiteten Farbraum zu legen, der Standard-Monitore nicht überfordert. sRGB ist als Standard-Monitor-Farbraum entworfen worden, und mit seinem Gamma von 2,2 entspricht er der üblichen Windows-Einstellung. Konvertieren Sie also die Bilddaten in den sRGB-Farbraum, falls diese nicht sowieso schon darin vorliegen. Das Profil selbst kann, muss aber nicht beim Speichern eingebettet werden. JPEG, das meistgebräuchliche und meist auch optimale Dateiformat für Web-Bilder, unterstützt ebenso wie TIFF eingebettete Profile. Das Einbetten hat den Vorteil, dass die Bilder auf Macintosh-Computern, die auf Gamma 1,8 eingestellt sind und die Safari als Webbrowser benutzen, in der richtigen Helligkeit dargestellt werden.

Externe Dienste

Da es sich nicht alle leisten wollen, für ein paar hundert Digitalfotos im Jahr einen teuren, verbrauchs- und damit kostenintensiven fotorealistischen Tintenstrahldrucker anzuschaffen, machen Druck- und Ausbelichterdienste gute Geschäfte. Entsprechende Internetangebote finden sich zu Dutzenden; auch das Labor um die Ecke, wo man früher Filme kaufte, besitzt möglicherweise bereits ein „Minilab“, das digitale Daten per Laserbelichtung auf Fotopapier bringt.

Es gibt weltweit nur wenige Hersteller solcher Minilabs: Weit verbreitet sind Fuji Frontier und Agfa d-lab von den gleichnamigen Firmen, außerdem Geräte von Kodak und Noritsu. Allesamt wurden für die Bild-Massenproduktion konzipiert – bei begrenzter Ausgabegröße von 20 x30 bis 30 x45 cm. Größere Formate verarbeiten Laserbelichter wie die Durst Lambda (125 cm Rollenbreite), die man ebenso wie Großformat-Tintenstrahldrucker in professionellen Laboren findet.

Alle diese Geräte erwarten RGB-Daten. Die Frage ist: in welchem Farbraum? Darauf enthält man von den Fotodienstleistern meist die Antwort „sRGB“. Schließlich hat sich das Format, ausgehend vom Consumermarkt, als Standard in der gesamten Digitalfotoindustrie eingeschlichen. Viele Geräte werden darauf eingestellt, mit sRGB-Daten gute Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie es also sich selbst und den Dienstleistern einfach machen wollen, schicken sie die Daten in sRGB.

Vor allem im professionellen Bereich gibt es aber immer noch zahlreiche Dienstleister, welche - resultierend aus dem konventionellen CMYK-Workflow - die Bilddaten im CMYK-Farbmodell erwarten. Nun ist CMYK nicht gleich CMYK - damit ist nur, ähnlich wie mit "RGB", das Farbmodell bezeichnet, nicht das konkrete Profil. Wenn darüber nichts auf den Info-Seiten des Dienstleisters steht, fragen Sie ihn danach. Einen einfachen CMYK-"Standardfarbraum" analog zu sRGB gibt es nicht, weil die Papiersorte eine große Rolle spielt. Die in Europa gebräuchlichen Profile sind unter dem Begriff Euroscale oder ISO-Skala zusammengefasst und tragen oft das Kürzel FOGRA (für Forschungsgesellschaft Druck e.V.) im Namen. Ein Offsetdruck-Profil für beschichtetes Papier heißt dann beispielsweise "Coated FOGRA27 (ISO 12647-2:2004)". Darüber hinaus werden beim Offsetdruck oft Sonderfarben (z.B. für Firmenlogos) verwendet, für die eigene Farbsysteme existieren (Pantone, HKS).

Ausgabe profilieren

Bleiben wir beim RGB-Workflow. sRGB ist hier zwar die einfachste, aber oft nicht die beste Wahl. Wenn es darum geht, aus den Geräten maximale Farbqualität herauszuholen, zeigt sich sRGB als ungeeignet. Die Farbräume von Druckern und Laserbelichtern gehen vor allem im Grün-Blau-Bereich deutlich über sRGB hinaus. Um auch diese Farben, die bei sRGB außen vorbleiben, zu nutzen, braucht man ein Ausgabeprofil der Maschine, auf der die Ausgabe erfolgen soll. Ein generisches, das heißt durchschnittliches Profil für Fuji-Frontier-Maschinen findet man unter www.fujifilm.de, ein generisches Profil für die Agfa d-lab auf www.topfotoservices.co.uk/icc.html. Die Profile dienen als Ausgabeprofile, in welche die Bilddaten vor der Versendung konvertiert werden, auf eine Einbettung sollte wegen der Größe der Profile verzichtet werden.

Noch besser als generische erweisen sich individuell für eine bestimmte Maschine erstellte Profile. Professionelle Farblabore haben so etwas oft, geben die Profile aber selten heraus. Die Profis möchten die Konvertierung lieber selbst durchführen, um – bei höheren Kosten – ein im Sinne des Kunden optimales Ergebnis zu erhalten. Dieser sollte seine Fotos folglich nicht in sRGB schicken, sondern in einem größeren Farbraum, der nun auch eingebettet wird, damit das Labor weiß, worum es sich handelt. Für Druckdateien in 8-Bit-Farbtiefe – mehr übrigens verdoppelt nur die Dateigröße und bringt keine nennenswerte Qualitätsverbesserung – empfehlen sich sehr große Farbräume wie ProPhotoRGB oder WideGamut-RGB hingegen nicht. Optimal, weil an Druckerfarbräume am besten angepasst, dürfte das neue PhotoGamutRGB (Download unter www.photogamut.org) sein. Allerdings macht PhotoGamutRGB jede Datei um 190 KByte größer – bei den Alternativen ECI-RGB und AdobeRGB beträgt der Zuwachs jeweils nur ein KByte.

Die meisten modernen Drucker beziehungsweise Druckertreiber sind farbmanagementfähig, das heißt, sie erkennen eingebettete Profile und schicken die Daten vor der Umwandlung in Druckersteuerzeichen zum systemeigenen Farbmanagementmodul (CMM), das die Konvertierung aus dem eingebetteten in den Druckerfarbraum vollzieht. Da jedoch Bilder nie direkt, sondern stets aus einer Anwendung zu einem Drucker gelangen, kommt es auf das Zusammenspiel der beiden an – und dies hat zumindest unter Windows zahlreiche Tücken.

Heimarbeit

Gute und trotzdem noch erschwingliche Tintenstrahldrucker bringen heute oftmals mehr Farbqualität als kommerzielle Belichter, und man setzt die Drucker teilweise bereits für farb- und rechtsverbindliche Prüfdrucke (Proofs) ein. Die Ergebnisse moderner Tintenstrahler lassen sich mit denen aus der alten CMYK-Rasterdrucktechnik (z. B. Offsetdruck) kaum noch vergleichen, da „intelligentere“ Raster und mehr Farben zum Einsatz kommen. Seit es pigmentierte Tinten gibt, die unter Tageslicht ihre Farben viele Jahrzehnte lang behalten, verschwindet auch der Nachteil eingeschränkter Haltbarkeit von Tintendrucken. Der größte Vorteil des Tintenstrahlers liegt aber darin, spezielle Papiersorten einzusetzen, die es für Belichter überhaupt nicht gibt. Wer schon einmal FineArt-Drucke gesehen hat, vielleicht auf matten oder strukturierten Papieren von Hahnemühle, Tetenal oder Ilford, will seine Fotokunstwerke womöglich nie wieder einem profan glänzenden Fotopapier anvertrauen.

Zwar wurden die meisten Druckertreiber heute standardmäßig auf sRGB optimiert, weil dies ohne Einstellungsarbeit erst einmal passable Ergebnisse bringt, doch lassen sich auf den Geräten teilweise deutlich mehr Farben verarbeiten, als sRGB erlaubt. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, muss der Anwender dementsprechend die Bilddaten in einem größeren Farbraum als sRGB anbieten. PhotoGamutRGB stellt hier wieder eine gute Wahl dar, auch AdobeRGB und ECI-RGB können genommen werden, wobei Letzteres sich vor allem gut für die Druckvorstufe eignet.

Ein gutes Druckerprofil legt die Voraussetzung für den Erfolg. Mit den bei modernen Fotodruckern mitgelieferten Profilen lassen sich teilweise schon beachtliche Ergebnisse erzielen, dies ist jedoch vom Hersteller abhängig, manche liefern gar keine mit. In jedem Fall lohnt sich ein Blick auf dessen Homepage oder besser eine Anfrage beim Hersteller. Besser als generische Profile sind individuell erstellte Profile, die genau auf die verwendete Papier/Tinten-Kombination abgestimmt sind.

Wenn es um Einzeldrucke oder nur um kleine Auflagen geht, dann kann der Heim-Drucker sogar preislich mit den kommerziellen Anbietern mithalten. Diese werden erst bei höheren Auflagen günstig. Zudem spart man sich die dabei meist notwendige Umwandlung der Daten in den CMYK-Farbraum - siehe oben -, und das Ergebnis ist, wenn auch nicht farblich automatisch besser, so doch besser kontrollierbar.

Programmklippen

Am einfachsten geht es noch bei den Anwendungen, die nur das Windows-Farbmanagement nutzen: PhotoImpact und Paint Shop Pro. Im Dialog Farbverwaltung dieser Programme kann man (wie im Artikel zum Farbmanagement beschrieben) das Druckerprofil wählen. Diese Einstellung wird an den Druckertreiber übermittelt, der seinerseits wissen muss, dass er Farbmanagement ausführen soll. Das teilt man ihm mit einem Häkchen unter „ICM“ oder „Farbmanagement“ mit. Fehlt dieses Häkchen, erfolgt keine Konvertierung der Bilddaten, sie werden „roh“ gedruckt, was meist unschön aussieht.

Farbmanagement

Das Windows-Farbmanagement muss sowohl in der übergebenden Applikation als auch im Druckertreiber (rechts) gewählt sein.

Konvertiert wird stets von sRGB ins ausgewählte Druckerprofil, sogar dann, wenn in der Anwendung „Farbmanagement aus“ steht. In solch einem Falle nimmt Windows das Standard-Druckerprofil, das es aus den Drucker-Eigenschaften holt.

PhotoLine arbeitet exakt genauso, obwohl das Programm eigentlich eingebettete Profile verwendet – zumindest für die Monitorausgabe. Für die Druckausgabe funktioniert dies zumindest bis Version 10.5 nicht, sie erfolgt so, als lägen die Daten in sRGB vor. Um bei Bildern in anderen Farbräumen farbrichtige Ausdrucke zu erhalten, muss man sie also vorher in sRGB konvertieren (erst ab Version 11 möglich), womit eventuell druckbare Farben, die in sRGB nicht enthalten sind, verloren gehen.

PhotoLine

PhotoLine bietet im Druckdialog eine abschließende Anpassung der Bildgradation an das Drucker-Verhalten.

Photo-Paint braucht Windows nicht, es kann die Konvertierung ins gewählte Druckerprofil selbst übernehmen und berücksichtigt dabei auch das Profil der zu druckenden Datei, das bei Corel immer das „interne RGB“ ist. Im Druckertreiber muss nun aber zwingend ICM ausgeschaltet sein – was nicht bedeutet, dass deshalb alternative, druckerspezifische Farbeinstellungen erlaubt sind. Die Einstellung kann ganz unterschiedlich heißen, beispielsweise „keine Farbanpassung“, „ICM aus/ Bildtyp:keine“. Vergisst man die Ausschaltung, erfolgt eine doppelte Konvertierung, wobei Windows die schon von Photo-Paint in den Druckerfarbraum konvertierten Bilddaten für sRGB-Daten hält – mit entsprechend expressionistischen Ergebnissen.

Drucker-Farbmanagement

Die Art und Weise, wie man Drucker-Farbmanagement deaktiviert, ist von Hersteller zu Hersteller (manchmal von Drucker zu Drucker) unterschiedlich.

In Photoshop, das ebenfalls eigene Farbmanagementfunktionen verwendet, erreicht man das Druckerprofil im Dialog „Drucken mit Vorschau“, dazu muss das Häkchen bei „Weitere Optionen einblenden“ gesetzt und der Unterdialog Farbmanagement gewählt sein. Neben der Ausgabe des aktuellen Dokuments, dessen Farbraum angezeigt wird, kann auch ein Proofdruck erfolgen: Die Auswahl des zu proofenden Druckers erfolgt im Photoshop-Menü „Ansicht“. Wie bei Photo-Paint empfiehlt es sich, im Druckertreiber die ICM-Funktion abzuwählen, um doppelte Konvertierungen zu vermeiden.

Drucken mit Vorschau

Im Dialog "Drucken mit Vorschau" wird entschieden, ob und wie Photoshop die Daten vor der Ausgabe konvertiert

Ganz oben in der Profilliste finden sich die Einträge „Wie Quelle“ und „Drucker-Farbmanagement“. Das Erste verhindert jede Konvertierung, der Drucker druckt die Daten, wie sie sind. Das Ergebnis lässt sich vorab sehen, wenn man im Proof-einrichten-Dialog „Farbwerte erhalten“ anhakt. „Drucker-Farbmanagement“ bewirkt, dass sich Photoshop überhaupt nicht mehr einmischt und alles dem Druckertreiber überlässt. Dort muss nun also ICM oder Farbmanagement gewählt sein. Nachteilig: Es lassen sich nun weder eine Wiedergabeabsicht (Rendering Intent) noch die Tiefenkompensierung nutzen. Allerdings gibt Photoshop - im Unterschied zu den drei erstgenannten Programmen - den Daten auf ihrem Weg zum Druckertreiber die Profilinformation mit. Die Daten können also nicht irrtümlich für sRGB gehalten werden.

Mac-Druck

Unter MacOS ist die Vorgehensweise im Prinzip gleich. Druckerprofile werden systemweit im ColorSync-Dialog den entsprechenden Geräten zugewiesen. Diese Einstellung gilt dann für alle Programme, die Color-Sync zur Konvertierung nutzen. Ein Rendering Intent lässt sich jedoch nirgends wählen. Bisher einzigartig: Der Monitor-Soft-Proof ist ab MacOS 10.3 in den Druckdialog integriert und zeigt in der Vorschau auch alle Änderungen, die direkt in den Druckeinstellungen vorgenommen werden.

Beim Ausdruck aus Photoshop kann der Anwender wahlweise ein anderes CMM als ColorSync und ein anderes Druckerprofil sowie ein Rendering Intent einstellen – in den Druckertreiber-Optionen muss dann analog zu Windows das Farbmanagement deaktiviert sein.

Alle Beiträge auf einen Blick

 

Symphonie der Farben

Farbmanagement verstehen

Maschinenspiel

Farbeinstellungen in Bildbearbeitungsprogrammen

Farbgeber

Den Monitor auf optimale Darstellung trimmen

Augenaufschlag

Farbeinstellungen von Digitalkamera und Scanner

Ausklang

Beste Farbqualität aus Ausgabegeräten herausholen

Drucker-Testbilder

Teststreifen, welche die Beurteilung des Graustufen- und Farbdrucks erlauben, sowie ein Testbild zum Erkennen von Profilfehlern habe ich für einen Artikel im c't special "Digitale Fotografie" 02/08 entwickelt. Sie finden diese Testbilder und eine Anleitung hier.

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