Augenaufschlag

Farbeinstellungen von Digitalkamera und Scanner

Ralph Altmann, Marc Altmann

Nicht nur Ausgabegeräte wie Monitore verlangen eine Kalibrierung, auch Kamera und Scanner wollen im Farbmanagement-Prozess gut abgestimmt sein.

Der Sensor eines Scanners oder einer Digitalkamera stellt (stark vereinfacht) die Umkehrung eines Farbdisplays dar. Statt nach RGB-Vorgaben Licht zu produzieren, setzt er Licht in RGB-Werte um. Ähnlich wie Flüssigkristalldisplays haben Kamerasensoren vorgeschaltete Filter, die nur Licht einer bestimmten Farbe durchlassen. Aus den so gewonnenen Rot-, Grün- und Blau-Informationen gewinnt die Elektronik durch Interpolation das hoch aufgelöste Pixelbild.

Bildsensor

Prinzipieller Aufbau eines Bildsensors. Von unten nach oben: CCD-Zellen, Farbfilter, Mikrolinsen. (Grafik: Fujifilm)

Theoretisch ist es möglich, das Farbverhalten einer Kamera mit den gleichen Begriffen wie das eines Monitors zu charakterisieren. Die Primärfarben werden wie beim LC-Display von den Filterfarben bestimmt. Der Schwarzpunkt ist die maximale Helligkeit, die gerade noch den RGB-Tripel 0,0,0 erzeugt, der Weißpunkt wird durch die minimale Helligkeit und die Lichtfarbe (Farbtemperatur) bestimmt, die R, G, B = 255, 255, 255 erzeugen. Jedoch lassen sich bei einer Kamera – anders als beim Monitor – die letzten beiden Parameter weder fest kalibrieren noch ist es sinnvoll, sie in ein Profil zum Farbverhalten zu schreiben. Eine Ausnahme bilden hier Studioaufnahmen. Schwarz- und Weißpunkt hängen außer von der Blende auch von der Belichtungszeit ab (Bildsensoren können Licht summieren), die Farbtemperatur des Weißpunktes zudem vom Licht, das auf das Motiv fällt. Damit ist bei wechselnden Lichtsituationen jedes Mal eine Neukalibrierung des Weißpunktes nötig. Dies findet – meist unbemerkt – auch statt, es ist der Weißabgleich.

Eine Gamma-Korrektur brauchen Bildsensoren von Natur aus nicht, da sie Helligkeiten annähernd linear in Spannungen umsetzen (Gamma = 1). Wegen der Kompatibilität zu anderen Systemen kodiert man das fertige Digitalbild jedoch in der Regel mit einem Standard-Gamma (1,8 oder 2,2).

Begrenzte Farbwelten

Digitalkameras konvertieren die Bilddaten intern in einen allgemein gebräuchlichen Farbraum. Bei einfacheren Geräten ist dies sRGB, womit schon die Kamera nur soviel von der (Farb-)Welt sieht, wie ein durchschnittlicher PC-Monitor wiedergeben kann. Für Internet-Veröffentlichung und eventuell auch für private Urlaubsfotos mag dies akzeptabel sein, nicht jedoch für Ausdrucke auf einem guten Tintenstrahler und für professionelle Arbeiten. Digitalkameras der gehobenen Klasse bieten als Alternative Adobe RGB. Diesen Farbraum kann man bedenkenlos verwenden; die Erstellung eigener Profile lohnt sich nur in wenigen Fällen, etwa unter Studiobedingungen mit konstanten Lichtverhältnissen.

Falls die Kamera auch RAW-Dateien speichert, sollte dies das Format der Wahl sein. Von TIFF ist generell abzuraten – die Dateien sind größer, die Farbtiefe geringer als bei RAW-Formaten. Diese enthalten die fast unbearbeiteten kameraspezifischen (und damit zueinander inkompatiblen) Sensordaten in voller Farbtiefe (10, 12 oder sogar 14 Bit pro Kanal) sowie Kameraeinstellungen und Messdaten (Metadaten). Letztere werden gewöhnlich kameraintern auf das Bild angewendet, mit RAW kann diese Nachverarbeitung auf den Computer verlagert und – dies ist der eigentliche Vorteil – dort noch beeinflusst werden.

Allerdings finden sich in RAW-Dateien keine Profilinformationen. Wie die Daten farblich zu interpretieren sind, darüber entscheidet der RAW-Konverter, dieser bettet auch ein entsprechendes Profil in die konvertierten Dateien ein. Die Light-Versionen der Konverter, im Lieferumfang der Kameras enthalten, unterstützen oft nur sRGB. Zudem lassen sie keine oder nur wenige Einstellungen zu, womit ein Teil der RAW-Vorteile verschwindet. Kostenpflichtige Pro-Versionen betten auch andere Farbräume ein und erlauben Eingriffe in die Farbinterpretation. Wenn sich diese als Voreinstellung speichern lassen, macht es eine Art Kalibrierung der Kamera möglich; nun jedoch nicht im Apparat selbst, sondern komfortabler und flexibler im Computer.

Camera RAW

Im Kalibrieren-Register erlaubt Adobes „Camera RAW“ Änderungen von Grundeinstellungen, die üblicherweise der Kamerasoftware vorbehalten sind.

Neben den von Kameraherstellern stammenden Konvertern, die nur eigene Kameratypen unterstützen, gibt es eine ganze Reihe von RAW-Konvertern, die sich im Leistungsumfang und in der Qualität unterscheiden. Adobe hat den Konverter in Photoshop CS direkt in die Datei-Öffnen-Funktion eingebaut, auch der Dateibrowser zeigt die meisten RAW-Formate an. Die Farbraum-Auswahl beschränkt sich auf vier Standard-Farbräume. Will man anschließend in einen abweichenden Arbeitsfarbraum konvertieren, empfiehlt sich die 16-Bit-Einstellung, um Umrechnungsfehler zu verringern.

Scan-Farben

Scanner haben es einfacher als Digitalkameras, da sie unter konstanten Lichtverhältnissen arbeiten. Lediglich die Lampenhelligkeit lässt sich bei besseren Geräten einstellen, die Vorlagen selbst setzen sich meist aus nur drei oder vier Primärfarben zusammen (Film bzw. Druck). Trotzdem gilt für Schwarz- und Weißpunkt das gleiche wie oben, denn beide hängen stark vom Reflexions- beziehungsweise Transmissionsverhalten der Vorlage ab. Die Einstellung geschieht individuell für jedes Motiv – automatisch oder manuell. Bessere Scanner können mit entsprechender Software die unbearbeiteten Scan-Rohdaten ausgeben. Diese lassen sich jedoch kaum mit Kamera-RAW-Dateien vergleichen, da Scanner stets RGB-Tripel generieren und keine aufwendige Farbinterpolation durchführen, um eine maximale Pixelzahl herauszuholen. SilverFast beispielsweise speichert diese Rohscans als 16-Bit- TIFF-Dateien, die sich direkt mit einem Bildbearbeitungsprogramm weiterverarbeiten lassen. Nikon verwendet dagegen ein proprietäres (NEF-)Format, das sich nur mit dem Scanprogramm selbst und mit Nikon Capture öffnen lässt.

Eine Profilierung ist bei Scannern stets sinnvoll und vergleichsweise preiswert. Farbverbindliche Profilierungsvorlagen (Targets) sind ab 10 Euro zu haben. Da die Eigenschaften von Scannern sich mit der Zeit kaum verändern, muss das Geräteprofil zudem in deren Lebensspanne in der Regel nicht wiederholt werden. Einige Scanprogramme gestatten die interne Verwendung solcher Profile, bei anderen, die lediglich eine Ausgabe in einen oder mehrere Standardfarbräume unterstützen, muss das Scannerprofil später zugewiesen werden.

Alle Beiträge auf einen Blick

 

Symphonie der Farben

Farbmanagement verstehen

Maschinenspiel

Farbeinstellungen in Bildbearbeitungsprogrammen

Farbgeber

Den Monitor auf optimale Darstellung trimmen

Augenaufschlag

Farbeinstellungen von Digitalkamera und Scanner

Ausklang

Beste Farbqualität aus Ausgabegeräten herausholen

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