Farbgeber

Den Monitor auf optimale Darstellung trimmen

Ralph Altmann, Marc Altmann

Spätestens, wenn ein Monitor nur noch trübe oder gar arg verfälschte Farben darstellt, ist eine Einstellungsoptimierung angesagt. Wir zeigen, wie es geht.

Ein guter Monitor samt mustergültiger Einstellung zählt zu den Grundvoraussetzungen für eine einigermaßen korrekte Bildbearbeitung. Doch nicht einmal beim frisch gekauften Gerät kann sich der Käufer darauf verlassen, dieses mit den optimalen Einstellungen zu erhalten. Zumeist bekommt er Monitore mit viel zu hoch gesetzter Helligkeit und Farbtemperatur, weil das die Farben „brillanter“ – nicht jedoch besser – erscheinen lässt. Abhilfe schafft folgende Vorgehensweise:

  1. Der Monitor muss auf eine im Rahmen seiner Möglichkeiten beste Wiedergabe getrimmt (kalibriert) werden, das heißt, Schwarz sollte als Schwarz, Weiß als Weiß und Grau als 50-prozentige „Farbe“ genau dazwischen zur Darstellung kommen.

  2. Dann gilt es, die individuelle Art der Farbwiedergabe des Monitors herauszufinden und diese, gespeichert als ICC-Profil, dem Farbmanagementsystem (CMS) mitzuteilen. Jedes Programm, das Farbmanagement unterstützt, kann dann alle Bildfarben noch vor der Übertragung zum Monitor so umrechnen lassen, dass sie auf dem Bildschirm in den ursprünglich gemeinten Farben erscheinen.

Vorweg: Alle Einstellungen sollten bei dem Umgebungslicht durchgeführt werden, bei dem später auch gearbeitet wird. Wenn dabei Tages- mit Kunstlicht wechselt, heißt es Kompromisse zu finden oder kritische Bildbearbeitungsaufgaben in die Nachtstunden zu verlegen. Selbstverständlich darf kein direktes Licht auf die Mattscheibe fallen und auch keinerlei Reflexion darauf sichtbar sein. Röhren-Monitore (CRT = Cathode Ray Tube = Kathodenstrahlröhre) benötigen eine Anwärmzeit (nicht im Standby-Modus!) von mindestens 30 Minuten, LC-Displays ( (Liquid Crystall Display = Flüssigkristallanzeige) nur 5 Minuten, bis die Farben sich nicht mehr verändern.

Da Monitore altern, empfiehlt es sich, die Kalibrierung regelmäßig zu wiederholen: bei professionellem Einsatz mit Röhrenmonitore in einem Rhythmus von 1 - 3 Wochen, bei LCDs alle 2 -6 Wochen.

Schwarzpunkt

Die ersten Einstellungen gelten der Helligkeit (Schwarzpunkt) und dem Kontrast (Weißpunkt). Während Röhrenmonitore sich hier getrennt regeln lassen, können bei LCDs Schwarz- und Weißpunkt nur gemeinsam verstellt werden.

Schwarz (also Rot, Grün, Blau = 0, 0, 0) hat so schwarz wie möglich zu sein. Sollte man meinen – das stimmt aber nicht immer. Der Schwarzpunkt beeinflusst auch die Schattenzeichnung. Liegt er zu tief, lassen sich sehr dunkle Grautöne schwer oder gar nicht unterscheiden, im Extremfall kann es sogar zum Clipping (Abschneiden) kommen. Liegt er zu hoch, wirkt das Bild flau, außerdem wird der Kontrastumfang des Monitors nicht gut ausgenutzt.

Die Einstellung erfolgt per Helligkeitsregler. Zur Kalibrierung dienen ein oder mehrere tiefgraue Bildelemente auf schwarzem Hintergrund, die man von diesem noch gerade unterscheiden kann. Die visuelle Differenzierung hängt stark von der Umgebungshelligkeit ab, nicht nur von der des Monitors, sondern vor allem von der des Kalibrierfensters. Ist das Kalibrierfenster klein (wie z. B. in Adobe Gamma), der Bildschirm sonst aber recht hell, stellt man schnell einen zu hellen Schwarzpunkt ein. Die Kalibrierung in völlig dunkler Umgebung, in welcher man noch geringste Helligkeitswerte unterscheiden kann, führt dagegen zu einer Einstellung, die den Gegebenheiten realer Bilder nicht entspricht. Schattenzeichnung, die beim Kalibrieren gut unterscheidbar war, geht dann beim realen Bild im Schwarz unter.

Schwarzpunktkalibrierung

Schwarzpunktkalibrierung: Die Zahlen sollten – bei möglichst dunklem Hintergrund – gerade noch sichtbar sein. Die Zahl 1 entspricht einer Lab-Helligkeit von 1, das sind sRGB-Werte von 4, 4, 4.

Die Kalibrierungsseite finden Sie hier.

Übrigens: Hardware-Kalibriertools bieten bei der Schwarzpunkteinstellung keine Vorteile gegenüber der visuellen Methode. Sie arbeiten oft sogar ungenauer und schlagen eine unnötig hohe Helligkeit vor.

Weißpunkt-Helligkeit

Bei Röhrenmonitoren wird die Helligkeit des Monitorweiß – der Weißpunkt – mit dem Kontrast-Regler verändert. 100 % Kontrast sind meist zu hell (außerdem verkürzt dies die Lebensdauer), 90 % dürften in den meisten Fällen ausreichen. Mit einem Messgerät lässt sich die Helligkeit sehr genau einstellen. Sie sollte bei Röhrenmonitoren zwischen 85 und 95 cd/m2 (Lichtstärke, gemessen in Candela pro Quadratmeter) liegen, bei LCDs zwischen 100 und 120 cd/m2, das sind zirka 50 % der Maximalhelligkeit. Die Umgebungshelligkeit. d. h. die Helligkeit von Lichtquellen, die sich außerdem im Blickfeld des Betrachters, befinden, sollte möglichst gleichmäßig, keinesfalls heller, aber auch nicht extrem dunkler sein als diese Werte.

Bei LCDs lässt sich der Weißpunkt über die Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung regeln, was gleichzeitig den Schwarzpunkt verändert – eventuell muss man hier einen Kompromiss finden. Eine Kontrasteinstellung ist, falls es sie überhaupt gibt, nur mit Vorsicht zu benutzen. Diese beeinflusst (anders als beim CRT-Monitor) die Werte einer direkt ins Display eingebauten LUT (Look-up Table). Falls es sich nur um eine 8-Bit-LUT handelt (erlaubt nur 256 Abstufungen pro Farbe), kann dies zum Banding (Streifenbildung) führen.

Die zweite wichtige Eigenschaft des Monitorweiß stellt – neben der Helligkeit – die Farbe dar. Sie wird als Farbtemperatur in Kelvin gemessen und lässt sich oft direkt im Monitormenü einstellen. Die werksseitige Voreinstellung vieler Röhrenmonitore beträgt 9300 Kelvin, was selbst für die Arbeit in einer Tageslicht-Umgebung zu blau wirkt. Es empfiehlt sich die Einstellung auf die Temperatur der Normlichtart D65 mit 6500 Kelvin – dies entspricht dem sRGB-Standard. Auch 5000 K sind standardisiert (Normlicht D50) und kommen in der Druckvorstufe zum Einsatz, wirken jedoch subjektiv oft zu gelb und flau.

Bei LCDs geschieht die Einstellung der Farbtemperatur nicht per Hardware, sondern nur über die interne LUT. Ist diese – wie in den allermeisten Fällen – eine 8-Bit-Tabelle, können Korrekturen zu Streifenbildung vor allem in den dunklen Bereichen führen. Deshalb sollte man in diesem Fall gar keine Korrekturen vornehmen und die native Farbtemperatur verwenden, die bei LCDs zwischen 5600 und 7000 K liegt. Es geht am einfachsten durch ein Zurücksetzen (Reset) der Monitoreinstellungen.

Die richtige Farbtemperatur hat nur dann Bedeutung, wenn man die Monitordarstellung direkt mit Aufsichtsvorlagen bei Normlicht vergleicht. Denn was wir als Weiß empfinden, ist recht dehnbar – das Auge nimmt normalerweise innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Weißabgleich auf die hellsten Bildstellen vor: Wir empfinden ein Blatt Papier im gelblichen Glühlampenlicht ebenso als weiß wie im bläulichen Licht der Mittagssonne. Unser Auge korrigiert selbst ein kräftig farbstichiges Monitorbild, so dass wir den Fehler höchstens im direkten Vergleich mit einer neutralen Umgebung bemerken. Daher ist es ohne weiteres möglich, eine D50-Lichtbox für Aufsichtsvorlagen und einen auf 6500 K kalibrierten Monitor nebeneinander zu betreiben, solange sie nicht im selben Blickfeld liegen.

Gamma

Da ein Monitor Eingangsspannungen nicht linear in Helligkeiten umsetzt, bedarf es einer so genannten Gammakorrektur. Das physikalische Gamma von Röhrenmonitoren liegt bei etwa 2,5. (siehe Monitor-Interna). Der Gammawert wird (von wenigen Ausnahmen bei LCDs abgesehen) stets über die LUT der Grafikkarte verstellt. Ziel ist nicht die komplette Kompensation des Monitorgammas, sondern die Einstellung des Systems Grafikkarte-Monitor auf ein standardisiertes Gamma, damit Bilder auf unterschiedlichen Systemen gleich hell dargestellt werden. Die restliche Kompensation erfolgt durch die „gegenläufige“ Gammakodierung aller Bilddateien.

Traditionell sind die Standard-Gammas für Mac (1,8) und Windows (2,2) unterschiedlich, sollten aber beide möglichst auf 2,2 eingestellt werden. Nur dann, wenn ein Farbmanagementsystem die Kontrolle übernimmt, spielt der exakte Gammawert keine Rolle. Das CMS liest ihn aus dem Monitorprofil und – sofern vorhanden – dem eingebetteten Profil der Bilddatei und konvertiert die Bilddaten entsprechend.

Adobe Gamma

Adobe Gamma ist ein visuelles,zu Photoshop gehörendes Gamma-Kalibrierungstool. Nachteile:zu kleine Kalibrierbilder, kein Auslesen der EDID-Phosphor-Daten.

Da es so gut wie keine farbmanagementfähigen Browser gibt und kaum Bilder mit eingebettetem Profil im Internet kursieren, ist ein einheitlicher Gamma-Standard heute wichtiger denn je – zumindest für Rechner, die ans Internet angeschlossen sind. Fast alle Bilder im Internet wurden mit einem Gamma von 2,2 kodiert, dem Standard-Gamma sowohl von Windows als auch von sRGB. Es empfiehlt sich daher, auch Apple-Rechner auf diesen Wert festzulegen.

Mac Kalibrierung

MacOS X stellt ein recht gutes Kalibrierungstool bereit; EDID-Daten werden ausgelesen, die Gammakompensation erfolgt getrennt in fünf Helligkeitsbereichen.

Visuell lässt sich die Gammaeinstellung am Monitor relativ leicht durch den Vergleich von Grauwerten vornehmen. Ein Bild aus horizontalen, ein Pixel breiten schwarzen und weißen Streifen dient als Referenz für „50 % Grau“ – zu diesem Grau vermischen sich die Streifen bei ausreichendem Betrachtungsabstand. Das Gamma wird nun so eingestellt, dass eine zweite, homogene Graufläche dasselbe Grau zu haben scheint. Für Gamma 2,2 muss der Tonwert der Graufläche 186 sein. Auf diesem Prinzip basieren die meisten visuellen Gamma-Kalibrierungstools (nähere Erläuterungen siehe auch hier). Das Programm Quickgamma finden Sie im Internet unter www.quickgamma.de.

QuickGamma

QuickGamma und QuickMonitorProfile lassen sich unter Windows zur Kalibrierung und Profilierung einsetzen; hierfür können EDID-Informationen ausgelesen werden. Die Gamma-Korrekturwerte werden nicht im Profil, sondern in der Windows-Registry gespeichert.

Genauere kanalweise Einstellungen sind mit drei nach Farben getrennten Kalibrierbildern möglich. Eine wirklich exakte Einstellung erfordert ein Messgerät.

Bei der Gammaeinstellung vermischen sich Kalibrierung und Profilierung etwas unglücklich. Die Gamma-Kalibrierungseinstellungen – also die Korrekturwerte für die LUT – werden oft direkt ins Monitorprofil geschrieben und von dort beim Systemstart in die LUT übernommen. Beim Mac geschieht dies automatisch, unter Windows wird ein eigener Gamma-Loader benötigt, den Kalibrierungsprogramme in den Autostartordner kopieren. Das Monitorprofil stellt damit kein reines Beschreibungsprofil mehr dar, sondern enthält Kalibrierungseinstellungen – und der im Profil verzeichnete Gammawert beschreibt ein System, das zuvor vom selben Profil auf diesen Gammawert eingestellt wurde. Man nennt ihn deshalb auch Zielgamma.

Eckwerte

Die bisher genannten Monitor-Parameter (Schwarz- und Weißpunkt, Gamma) stellen lediglich Eckwerte des Monitorfarbraums dar, die sich leidlich gut auch visuell einstellen lassen. Ein aus solchen Eckwerten erstelltes Profil ist sehr klein, denn alle Zwischenfarben werden errechnet. Wenige messgerätbasierte Kalibriertools können tabellenbasierte Profile erstellen, die eventuell genauer sind (vor allem bei LCDs), weil sie viele individuell ausgemessene Farben enthalten.

Den vierten und letzten Eckwert repräsentieren die Primärfarben (Chromaticity- oder Tristimilus-Values, Phosphorfarben). Dies sind die XY-Werte für das reinste Rot, Grün und Blau, welches der Monitor darstellen kann (die weiteren Farben werden errechnet). Visuelle Tools wie Adobe Gamma bieten dazu eine Auswahlliste, die allenfalls eine grobe Hilfe darstellt, wenn man nicht über spezielle Herstellerinformationen verfügt. Die Werte können aber auch schon von den einfachsten Hardware-Kalibrierungstools exakt gemessen werden. Moderne Monitore stellen so genannte EDID-Informationen (Extended Display Identification Data) zur Verfügung, darunter die Primärfarben-Werte. Programme wie QuickMonitorProfile oder das Ma-cOSX-Kalibrationstool lesen diese aus und schreiben sie ins Profil.

Alle Beiträge auf einen Blick

 

Symphonie der Farben

Farbmanagement verstehen

Maschinenspiel

Farbeinstellungen in Bildbearbeitungsprogrammen

Farbgeber

Den Monitor auf optimale Darstellung trimmen

Augenaufschlag

Farbeinstellungen von Digitalkamera und Scanner

Ausklang

Beste Farbqualität aus Ausgabegeräten herausholen

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